Generationenbahnhof
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Das ehemalige Erlauer Bahnhofsgebäude ist 120 Jahre alt und zählt zu den ortsbildprägenden und identitätsstiftenden Gebäuden. Das unter Denkmalschutz stehende Ensemble steht seit gut 20 Jahren leer und ist dem Verfall preisgegeben. Viele Erlauer verbinden mit ihm ihre eigenen persönlichen Erinnerungen.
Ist es möglich, den alten Bahnhof zu revitalisieren und einer neuen Nutzung zuzuführen?
Gebäude zwischen Erhalt und Abriss
In vielen Orten ländlicher Regionen Ostdeutschlands sind historische, ehemals ortsbildprägende Gebäude dem stillen Verfall preisgegeben: Gasthöfe, Kulturhäuser, Schulen,
Gutshöfe, Bahnhöfe… Oft mit der politischen Wende Deutschlands verloren sie ihre Nutzung und Bedeutung und stehen nun seit gut 20 Jahren leer. Viele dieser Bauten sind mittlerweile an der Grenze ihrer Belastbarkeit – die Bausubstanz ist in einem Besorgnis erregenden Zustand und bald wird der Abriss die einzige Lösung sein. Es sind aber gerade diese Gebäude, die den Dörfern ein „Gesicht“ und Identität geben, die zur Ortsgeschichte dazugehören und deren Verlust auch ein großer Verlust für den Ort darstellt. Um sie zu bewahren, müssen Möglichkeiten zur ihrer Erhaltung und neue Nutzungskonzepte gefunden werden.
Zukunft in ländlichen Regionen erfordert neue Wege des Miteinanders Klassische Lebensmodelle und Familienstrukturen auf dem Land – mehrere Generationen leben und arbeiten räumlich eng zusammen – finden sich heute kaum noch. Mobilität, räumliche Distanz zwischen Generationen einer Familie, Trennung von Wohnen und Arbeiten, Technisierung der Landwirtschaft führten zu massiven Strukturveränderungen in ländlichen Regionen. Zukünftig müssen und werden sich neue Formen des Miteinanders entwickeln,
damit insbesondere ältere Menschen Hilfe und Unterstützung erhalten und so länger in ihrem vertrauten Lebensumfeld verbleiben können. Bürgerschaftliches Engagement wird zukünftig eine immer größere Rolle spielen – auch vor dem Hintergrund der Finanzierung der Pflege, des Mangels an Fachkräften und zunehmender Zentralisierung von Angeboten im Bereich Gesundheit und Pflege. Dieses zu bündeln, zu fördern und auf Dauer belastbare Netzwerke für ein Miteinander der Generationen zu entwickeln, ist eine der wichtigsten Herausforderungen der Zukunft. Ländliche Regionen brauchen Zentren, die niedrigschwellig, wohnortnah und unter Einbeziehung der Bürger Hilfs- und Unterstützungsangebote bereitstellen und professionelles und ehrenamtliches Arbeiten miteinander verbinden.
Erlau. Ein alter Bahnhof…
Das ehemalige Erlauer Bahnhofsgebäude ist 120 Jahre alt und zählt zu den ortsbildprägenden und identitätsstiftenden Gebäuden Erlaus. Das unter Denkmalschutz stehende Ensemble steht seit gut 20 Jahren leer und ist dem Verfall preisgegeben. Neben der Kirche und der Schule gehört der Bahnhof zu den wichtigsten Gebäuden, war Ort des Ankommens und Abschieds. Viele Erlauer verbinden mit ihm ihre eigenen persönlichen (Reise)erinnerungen. Ist es möglich, den alten Bahnhof zu revitalisieren und ihm eine neue Nutzung zu geben, die allen im Ort einen Nutzen bringt?
Vision „Generationenbahnhof“
Im Wintersemester 2012/13 setzten sich Studierende der TU Dresden (Architektur / Landschaftsarchitektur) mit Gebäude und Umfeld auseinander und entwickelten vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und zukünftig zu bewältigenden Herausforderungen Ideen und Konzepte, die ein Miteinander der Generationen generieren und fördern. Schwerpunkte waren dabei die Versorgung und Betreuung älterer Menschen in Verbindung mit medizinischen Angeboten und öffentlichen Nutzungen. Bürgerschaftliches Engagement sollte räumlich unterstützt werden, so dass jeder sich in einem „Zentrum der Generationen“ einbringen kann.
Von der Idee zum konkreten Projekt
Die studentischen Entwurfsergebnisse wurden von den Erlauer Bürgern enthusiastisch begrüßt und mit Begeisterung aufgenommen. So entstand unter fachlicher Begleitung und von einer Interessengemeinschaft vorangetrieben eine erste konkrete Projektskizze. Der Gemeinderat fasste im April 2014 den Beschluss, die Sanierung und Umnutzung zum „Generationenbahnhof“ aktiv anzugehen. Die Gemeinde erwarb Grundstück und Gebäude von der Deutschen Bahn und gab die Planung in Auftrag. Seit Mai 2014 kümmert sich der neu gegründete Verein „Generationenbahnhof Erlau e.V.“ mit ca. 20 Mitgliedern um den inhaltlichen Aufbau eines Bürgerbereiches im später entstehenden Zentrum. Baubeginn wird 2015 sein, und Ende 2016 soll der Generationenbahnhof Erlau eröffnet werden.
„Generationenbahnhof“ / Inhalte
Die historischen Gebäude werden saniert und zu einem Generationenzentrum umgebaut. Es wird einen ehrenamtlich verantworteten Bürgerbereich (öffentlich nutzbare Räume) und einen Dienstleistungsbereich mit professionellen Angeboten (Seniorentagespflege, ambulanter Pflegedienst, Arztpraxis und Büroräume) geben. Bürgerräume und Seniorentagespflege werden inhaltlich und räumlich geschickt miteinander verwoben, was in Bezug auf schwindende Ressourcen im Bereich Pflege und verstärktes bürgerschaftliches Engagement perspektivisch neue Wege des Miteinanders und der gegenseitigen Unterstützung ermöglichen wird. Langfristige Mieter wie die Seniorentagespflege sichern die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Zentrums. Eine intensive Einbeziehung der Bürger und vielfältige Aktivitäten und Angebote im Bereich Bildung, Kultur, Freizeit und Versorgung unterstützen und beleben die Dorfgemeinschaft. So entsteht heute ein Zentrum für die Zukunft, in dem alle Generationen willkommen sind und sich mit ihren Ideen und Engagement einbringen können. Die Perspektive der Dörfer und ländlichen Regionen wird vom gelingenden Miteinander
der Bewohner bestimmt - und diesem wird der Generationenbahnhof Erlau Raum geben.
Informationen zum Projekt
„Die Voraussetzung für ein Miteinander der Generationen im ländlichen Raum ist eine lebendige Dorfgemeinschaft - die vom Engagement, der Hilfe und Unterstützung vieler lebt. Diese Gemeinschaft kann man nicht erzwingen, aber fördern, in dem man ihr Raum und Ort und Inspiration dafür bietet.“
Jana Ahnert, Architektin
Und Initiatorin des Projektes
„Generationenbahnhof Erlau“
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„Wir Erlauer sind von Kindesbeinen an mit der Eisenbahn groß geworden. Nun schauen wir zum alten Bahnhof hinüber und sehen, wie er immer
weiter verfällt. Er war ein sehr schönes, bedeutendes Gebäude im Ort, steht unter Denkmalschutz – und die beste Denkmalpflege ist es, wenn ein Gebäude genutzt wird.“
Wolfgang Ahnert
Ehemaliger Bürgermeister
Erlau